Heimito von Doderer PreisHeimito von Doderer Preis

Der Heimito von Doderer Literaturpreis wurde 1996 ins Leben gerufen, um einem der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ein Denkmal zu setzen und ein Einzelwerk oder das Lebenswerk eines zeitgenössischen Schriftstellers zu würdigen, der sich durch eine Sprache von hoher Sensibilität und Originalität in der Tradition Doderers auszeichnet. Der Preis wurde anlässlich des 100. Geburtstag von dem Mäzen Henner Löffler gestiftet.

Die Preisverleihung fand 1996 in Wien statt, 1997 in Berlin, seit 1998 wird der Preis in Köln verliehen.

„Erzählstarke Debüts“ werden mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, daneben wurde regelmäßig ein Förderpreis vergeben, unregelmäßig ein Sonderpreis. Der Hauptpreis war mit 15.000 Euro (20.000 Euro im Jahr 2006), der Förderpreis mit 6.000 Euro (5.000 Euro) dotiert.

Der Heimito von Doderer Preis wurde zuletzt im Jahr 2010 verliehen.

Preisträger

Hauptpreis

Förderpreis

Sonderpreis

Die Jury bestand zuletzt aus Martina Eichner und Kristin Eilert sowie nach Möglichkeit dem Preisträger / der Preisträgerin des Vorjahres. Der Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker, Professor Dr. Jörg Drews, gehörte der Jury von 1996 bis zu seinem Tod im Jahre 2009 an.

Biographie

Heimito Ritter von Doderer

Franz Carl Heimito Ritter von Doderer, geboren am 5. September 1896 in Hadersdorf-Weidlingau, heute ein Stadtteil von Wien, gestorben am 23. Dezember 1966 in Wien, war ein österreichischer Schriftsteller. Sein Debüt als Lyriker gab er 1923 (der Gedichtband "Gassen und Landschaft"). Der Krimi "Ein Mord, den jeder begeht" (1938) von einem Mann, der von der Schwester seiner Frau besessen ist, die einige Jahre zuvor in einem Zug ums Leben kam.

Seine bekanntesten Werke sind die Großstadtromane "Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre" (1951), sein umfangreichstes "Die Dämonen" (1956).

Doderers Eltern waren der Architekt und Ingenieur Wilhelm Carl von Doderer und Wilhelmine (Willy). Der erbliche Adelstitel wurde 1877 an Doderers Großvater, den Architekten und Professor Carl Wilhelm Christian Ritter von Doderer (1825-1900), verliehen. Mit einem Vermögen von rund 12 Millionen österreichischen Kronen zählte die Familie zu den reichsten der Doppelmonarchie. Dieses Vermögen wurde jedoch im Laufe des Ersten Weltkriegs durch die kontinuierliche Zeichnung von österreichischen Kriegsanleihen stark reduziert.

Gemeinsam mit seinem Hauslehrer Albrecht Reif machte Doderer als junger Mann seine ersten homoerotischen Erfahrungen. Zugleich machte er auch Erfahrungen mit Mädchen und Frauen und besuchte Bordelle. Zeitlebens hatte der Autor neben seiner bisexuellen Orientierung auch eine ausgeprägte Neigung zum Sadomasochismus. Dies spiegelt sich immer wieder in seinen Werken wider.

Doderer nahm am Ersten Weltkrieg teil und geriet im Alter von 20 Jahren in russische Kriegsgefangenschaft (1916-1920). Anschließend studierte er Geschichte und promovierte 1925. 1933 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein. Während des Zweiten Weltkriegs war er Offizier der deutschen Luftwaffe, und, nach einem Aufenthalt in Frankreich, zuletzt in Oslo stationiert.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich im Frühjahr 1946 erhielt er ein Jahr lang ein Publikationsverbot. Er setzte die Arbeit an dem im besetzten Frankreich begonnen Roman „Die Strudlhofstiege“ fort, doch obwohl er das Werk bereits 1948 fertiggestellt hatte, wurde der noch unbekannte Autor daran gehindert, es sofort zu veröffentlichen. Als es 1951 erschien, war es jedoch ein großer Erfolg und Doderer sicherte sich seinen Platz in der österreichischen Literaturszene der Nachkriegszeit. Später kehrte Doderer zu einem früheren, unvollendeten Projekt, den "Dämonen", zurück, das 1956 unter großem Beifall veröffentlicht wurde.

1958 begann er mit der Arbeit an einem vierbändigen Roman mit dem Gattungsnamen Roman No. 7, der als Gegenstück zu Ludwig van Beethovens 7. Symphonie betrachtet werden sollte. Der erste Band, "Die Wasserfälle von Slunj", wurde 1963 gedruckt; der zweite Band, "Der Grenzwald", war sein letztes Werk, das 1967 unvollständig und posthum erschien, da der Schriftsteller am 23. Dezember 1966 in Wien an Darmkrebs starb. Er wurde am 2. Jänner 1967 auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 10, Reihe 2, Nummer 1) in einem Ehrengrab beigesetzt.

Henner Löffler

Henner Löffler (* 1943) ist ein deutscher ehemaliger Manager, Autor und Mäzen. Er studierte ab 1962 Wirtschaftswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft in Köln. Nach dem Diplom 1968 arbeitete er im Bereich Marketing & Vertrieb, zuletzt als Vorstand in einem internationalen Unternehmen. Seit 1988 betätigt er sich als Kunstsammler und Sponsor und hat mehrere Aufsichtsratsmandate inne.

Löffler schrieb im wesentlichen Essays & Aufsätze, u. a. über Charles Dickens, Arthur Conan Doyle, Vladimir Nabokov und Marcel Proust.

Das "Doderer-ABC" (2000) führt den Leser mit rund 100 Stichworten durch das Werk des Literaten und wurde 2002 von der Universität Wien als Dissertation angenommen.

Das Lexikon "Wie Enten hausen – die Ducks von A – Z" (2004) würdigt das fiktive Universum von Donald Duck & Co., das von dem berühmten Disneyzeichner Carl Barks (1901 - 2000) erschaffen wurde.